Start-up App myo im Einsatz

30. Mai 2016

Ihre Mutter lebt seit November 2018 als Bewohnerin im AGAPLESION BETHANIEN SOPHIEN-HAUS. Wie oft sehen Sie sich? Wie sind Sie früher „auf dem Laufenden“ geblieben, wie es ihr geht?

Navina Chatrath: In der Regel besuche ich meine Mutter ein bis zwei Mal in der Woche. Bevor sie ins Pflegeheim kam, haben wir zwischen unseren regelmäßigen Treffen häufig telefoniert und SMS geschrieben. Einen Monat vor ihrem Schädel-Hirn-Trauma im Juni 2018 hat sich meine Mutter sogar mit ihrem ersten Smartphone beschäftigt und über eine Messenger-App mit mir gechattet und Fotos verschickt. Das ging nach dem Trauma leider nicht mehr.

Über die App „myo“ teilen die Pflegenden Fotos, Videos, Text- oder Sprachnachrichten mit den Angehörigen. Fanden Sie die Idee sofort gut oder hatten Sie Bedenken?

Navina Chatrath: Ich fand die Idee gleich positiv. Bedenken hatte ich nur, wie meine Mutter es wohl finden würde, wenn sie fotografiert wird, denn sie ist eitel und konnte sich bis vor kurzem nicht mehr so herrichten, wie sie es gerne gewollt hätte. Aber die Pflegenden achten darauf, dass die Fotos würdevoll bleiben, das ist mir wichtig. Aufgrund der erworbenen Hirnschädigung meiner Mutter hat sie eine ausgeprägte Sprachstörung, was die Erklärung der App anfangs erschwert hat. Aber jetzt klappt es gut.

Wie häufig erhalten Sie Feedback aus der Einrichtung?

Navina Chatrath: Das ist von Monat zu Monat sehr unterschiedlich. Zum Teil gibt es wöchentlich ein bis drei Fotos und dazu eine kleine Geschichte, was an dem Tag unternommen wurde und wo das Foto entstanden ist.

Wie sieht der Alltag mit „myo“ aus?

Navina Chatrath: Seit ihrem Einzug ins Sophienhaus wird meine Mutter von „myo“ begleitet. Dadurch habe ich natürlich keinen Vergleich, wie es ohne die App wäre. Aber die Fotos in der App anzuschauen, ist für mich wirklich hilfreich. Die Hirnschädigung meiner Mutter hat leider auch Gedächtnisstörungen hervorgerufen. Dadurch kann sie Aktivitäten zum einen nicht benennen und sich zum anderen gar nicht an sie erinnern. Durch die Fotos habe ich allerdings einen Anhaltspunkt und komme schneller darauf, was sie mir berichten möchte.

Sie wissen also mehr Details über den Alltag Ihrer Mutter. Was bedeutet das für Sie?

Navina Chatrath: In der Phase, in der die Gedächtnisstörung noch stärker ausgeprägt war, war die App besonders wertvoll: Meine Mutter sagte an manchen Tagen, dass sie gar nichts unternommen hätte. Ich konnte ihr durch die App aber teilweise eine Orientierung geben und erzählen, was sie an bestimmten Tagen erlebt hatte und dass sie dies nur vergessen hatte. Ich freue mich immer sehr über jedes neue Foto meiner Mutter. Sie zu sehen, obwohl ich an dem Tag nicht bei ihr bin, beruhigt mich und gibt mir ein positives Gefühl. Es lässt mich etwas an ihrem Alltag teilhaben. Und das ist sehr viel wert.